Wer waren die Hanseaten?

Die Geschichte von Bergen ist von den Hanseaten geprägt und dies in einem Ausmaß, dessen sich viele gar nicht bewusst sind. Wer eigentlich waren diese deutschen Handelsleute, warum kamen sie nach Bergen und wie war ihr Leben hier?

10 Fakten über Hanseaten, die vielleicht neu für Sie sind!

Die Hanseaten haben Bergen auf vielfältige Art beeinflusst. Wie viel wissen Sie eigentlich über die Hanseaten? Wir präsentieren Ihnen 10 kurze Fakten!

1. Es wird oft behauptet, dass Skandinavier nicht einen einzigen Satz bilden können, ohne mindestens ein deutsches Wort zu verwenden. Die Hanseaten verwendeten auch im Ausland, wo sie handelten und sich niederließen, ihre eigene Sprache. Dies übte einen kulturellen Einfluss aus, den wir noch heute spüren können. Im Norwegischen gibt es z.B. den Ausdruck „å komme ani“, was so viel wie „etwas/jemanden berühren“ bedeutet. Das Wort „ani“ ist dabei eine Kombination aus dem deutschen „an“ und dem norwegischen „i“ (dt. gegen).

2. Die Kirche Mariakirken in Bergen wurde auch „Tyskekirken“ (Kirche der Deutschen) genannt, da sie in den Jahren von 1408 bis 1766 die Hauptkirche des Hanseaten war. Um ihren Wohlstand zu zeigen, erbrachten die Hanseaten der Kirche wertvolle Geschenke, die oftmals aus Norddeutschland stammten.

3. Der rege Handel der Hanseaten führte dazu, das Bergen als Handelsstadt wuchs. Im Mittelalter war Bergen die größte Stadt Skandinaviens und bis rund 1820 auch größer als Oslo.

4. Der enorme Erfolg der Hanseaten sorgte für Änderungen in der traditionellen Gesellschaftsstruktur. Sowohl der Adelstand als auch die Kirche und sogar der König mussten sich den Kaufleuten, die sich schnell zu einer mächtigen Gesellschaftsschicht entwickelten, anpassen. Die Hanseaten waren sehr daran interessiert, Politik zu betreiben und Ihre Macht zu demonstrieren.

5. In der Hansazeit wohnten in Bryggen ausschließlich Männer und Jungen.

6. Wussten Sie, dass die Hanseaten Strafe zahlen mussten, falls sie gegen Regeln verstießen und dass mit den Strafgeldern Freibier für die anderen finanziert wurde? Nicht wenige Angehörige des Kontors erhielten eine derartige Strafe. Die daraus resultierenden Feiern waren bestimmt sehenswert.

7. Die Hanseaten hatten strenge Vorschriften was die Verwendung von offenem Licht und Feuer betraf. Die Wachleute, die darauf achteten, dass Bryggen sicher war, hatten damals eine der wichtigsten Arbeitsaufgaben.

8. Offenes Feuer war nur in Schötstuben, den Versammlungsräumen der Hanseaten, erlaubt. Nach langen Tagen in dunklen und kalten Handelsstuben versammelten sich die Hanseaten dort, um zu essen, zu trinken und zum Sozialisieren.

9. Die Hanseaten importierten nicht nur Handelswaren, sondern auch Kunst und Mode. In der hinter Bryggen befindlichen Kirche Mariakirken befinden sich mehrere Kunstwerke aus der Zeit der Hanseaten.

10. Das Deutsche Kontor in Bergen bestand aus vielen privaten Handelsunternehmen, den so genannten Stuben. Nur Männer durften dem Deutschen Kontor angehören und ihnen war es nicht gestattet, in Bergen eine Familie zu stiften.

Möchten Sie mehr über die Hanseaten erfahren und buchstäblich in deren Fußspuren wandern? Nehmen Sie an einer geführten Besichtigung entlang Bryggen und zu den Schötstuben teil!

Über das Hanseatische Museum und Schötstuben

Das Hanseatische Museum liegt im Finnegården und befindet sich zur Zeit unter umfangreicher Restaurierung. In der Zwischenzeit stellen die Schötstuben die Hauptarena des Museums dar. Der Besitzer des Gebäudes im Finnegården war ein kulturinteressierter Mann namens Johan W. Olsen. Er erkannte, dass der altehrwürdigen Kultur von Bryggen das Verschwinden drohte, und machte es sich darum zur Aufgabe, alle Dokumente und Gegenstände von Bryggen, die er in die Hände bekommen konnte, zu sammeln. Die Einrichtung des Finnegården war in groben Zügen original und die dortigen Gegenstände stammten sowohl aus dem 18. als auch dem 19. Jahrhundert. Das heutige Museum vermittelt darum nicht ein exaktes Bild eines Gebäudes von Bryggen zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern gibt mehr einen Eindruck davon, wie die Häuser von Bryggen ausgesehen haben könnten.

Das Hanseatische Museum im Finnegården wurde 1872 gegründet. Man sagt, dass es am 26. Juli des gleichen Jahres eröffnet wurde, als König Oscar II Bergen und das Museum besuchte. Der Grundleger war Johan W. Olsen, Kaufmann und Händler von Waren aus Nordnorwegen. Die Basis für das Museum war eines der Gebäude von Finnegården, das ihm selbst gehörte. Finnegården wurde unmittelbar nach dem verehrenden Feuer von 1702 aufgebaut. Bereits zu diesem Zeitpunkt war Finnegården eines der am besten erhaltenen Gebäude von Bryggen in dem u.a. viel der wandmontierten Einrichtung erhalten war. Das Inventar war eine Mischung aus Gegenständen aus dem 18. und dem frühen 19. Jahrhundert.

Nach dem Tod von Olsen, übernahm dessen Sohn Christian Koren Wiberg die Leitung des Museums, bis es 1916 von der Kommune Bergen erworben wurde. Koren Wiberg wurde der erste Museumsdirektor. Er erbrachte eine beachtliche Leistung, um das Museum funktionell und beliebt zu machen.

Die Schötstube von Dramshusen wurde ab den 1880ern im Museum von Bergen gelagert. 1917 erhielt die Kommune Bergen die zu Bredgården gehörige Schötstube. In den Jahren 1937-38 verwirklichte man den Wiederaufbau dieser Schötstuben zusammen mit dem Bau einer Kopie der Schötstube von Svensgården und der Rekonstruktion der Schötstuben von Jakobsfjorden und Bellgården.

1979 wurde Finnegården zusammen mit dem Rest der ältesten Gebäude von Bryggen auf die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.

Die Kommune Bergen hatte bis zur Übernahme durch die Stiftung Museum Vest im Jahre 2005 die Verantwortung für den Betrieb des Hanseatischen Museums und Schötstuben. Die Gebäude und die Sammlungen befinden sich immer noch in kommunalem Besitz.